Der Schwarze Regen

Am 30. November 1999 wurde der Kaufvertrag für das Fischereirecht an einem ca. 6,5 Kilometer lange Flussabschnitt des Schwarzen Regen zwischen Regen und Teisnach geschlossen. Der Ankauf war nur durch großzügige finanzielle Unterstützung möglich. Die finanzielle Hauptlast wurde durch den Bayerischen Naturschutzfonds getragen, der dem LBV mit 85% Förderung unter die Arme griff. Ein herzliches Dankeschön geht aber auch an die Kreisgruppe Augsburg, die mit 100.000.-DM und an die Kreisgruppe Straubing, die mit 10.000.-DM unterstützte. Weitere 10.000.- DM wurden vom niederbayerischen Arche Noah Fonds beigesteuert.

Der Naturraum

Der Name „Regen“ für einen Fluss ist im deutschen Sprachraum einmalig. Im Bayerischen Wald gibt es ihn allerdings gleich fünfmal: da ist der Große Regen, der tief im Böhmerwald entspringt und bei Zelezna Ruda die Grenze nach Bayern durchfließt. Der Kleine Regen kommt ebenfalls aus Tschechien, erreicht aber schon nach wenigen hundert Metern Bayern und verbindet sich in Zwiesel mit dem Großen Regen zum Schwarzen Regen. Dieser durchquert die Orte Regen, Teisnach und Viechtach und vereinigt sich zwischen Kötzting und Blaibach mit dem Weißen Regen. Dieser hat keine eigentliche Quelle, sondern fließt aus dem Kleinen Arbersee ab. Nun hat er seine Vornamen verloren und fließt einfach als Regen weiter, bis er in Regensburg in die Donau mündet. Alle Regenflüsse gemeinsam legen bis hierher eine Strecke von 239 Kilometer zurück. 

Der Schwarze Regen zwischen Regen und Teisnach zählt dabei sicher zu den ursprünglichsten Flussabschnitten. In großen Mäandern windet er sich durch das Urgestein des Gebirgsmassives. Das Bett ist tief eingeschnitten und weist viele, große, rundgeschliffene Felsbrocken auf, an denen das Wasser rauschend und schäumend vorbeifließt. Das sogenannte Bärnloch gilt auch bei Kajakfahrern als anspruchsvolle Wildwasserstrecke. 

Der Schwarze Regen durchfließt hier den Naturraum der Regensenke, die den Vorderen vom Inneren Bayerischen Wald trennt. In diesem Abschnitt hat er seinen Oberlauf bereits hinter sich gelassen und hat damit die typische Äschenregion erreicht. Kiesbänke wechseln mit sandigem oder steinigem Grund und eine teilweise dichte Vegetation aus Flutendem Hahnenfuss hat sich eingestellt. Die Wassertiefe ist sehr unterschiedlich und die Ufer sind vielgestaltig ausgebildet. Die Ufervegetation bilden an vielen Stellen große Bestände der Banater Segge, die über zwei Meter Höhe erreicht. Das seltene Kleine Helmkraut ist dagegen wesentlich unscheinbarer.

Ökologische Wertigkeit

Der Schwarze Regen bietet hier noch einen Lebensraum für zahlreiche, seltene Tierarten. Die typische Losung, das moschusartige Sekret oder Trittsiegel deuten auf die ständige Anwesenheit des Fischotters hin, auch wenn man das scheue Tier nicht zu Gesicht bekommt. Der Biber ist von der Donau aus auch schon bis hierher vorgedrungen und die Spuren seiner Anwesenheit sind nicht zu übersehen. Der Schwarze Regen ist ein historisches Flussperlmuschelgewässer und wies bis in die siebziger Jahre noch Muschelbestände auf. Funde lebender Tiere aus jüngerer Zeit sind jedoch nicht mehr bekannt. Die Fischfauna ist sehr artenreich und auch noch von der namensgebenden Äsche bestimmt. Der Huchen, der bis zu 1,50 Meter lang werden kann, kommt hier noch vor. Auch die Wasseramsel findet hier reichlich Nahrung und natürliche Brutmöglichkeiten. Der Flußuferläufer hat am Schwarzen Regen insgesamt sein größtes außeralpines Vorkommen und brütet auf den Kiesbänken am Ufer und auf den zahlreichen Inseln. Selbst den Eisvogel kann man oft als blauen Pfeil vorbeifliegen sehen.  

Der Schwarze Regen von Zwiesel bis Teisnach wurde daher auch in die Liste der Gebiete aufgenommen, die gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU nach Brüssel gemeldet wurden und die Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 werden sollen. 

Das Fischereirecht fast des gesamten Abschnittes von Regen bis unterhalb Viechtach war im Eigentum der Koder Gruppe in Teisnach. Ab 1996 begannen die Eigentümer, diese Rechte schrittweise zu verkaufen. Über den Ankauf von Teilabschnitten durch die örtlichen Fischereivereine Regen und Viechtach wurde in der lokalen Presse ausführlich berichtet. Auch ein Bauunternehmer fand wohl die Vorstellung eines eigenen Fischereirechtes verlockend und kaufte sich ein. Nun stand nur noch ein 6,5 Kilometer langer Abschnitt oberhalb von Teisnach zum Verkauf an und bei einem Regionaltreffen der niederbayerischen LBV-Kreisgruppen im Juni 1996 wurde die Idee geboren, in die Verhandlungen um das Fischrecht mit einzusteigen. Diese zogen sich allerdings über mehrere Jahre, da das Unternehmen zwischendurch beschloss, das Fischereirecht doch zu behalten, dies aber später dann wieder zum Kauf anbot. Ende 1999 war es dann soweit und der Kaufvertrag mit dem LBV konnte abgeschlossen werden. 

Mit der Unterstützung durch den Bayerischen Naturschutzfonds waren jedoch auch Auflagen verbunden. Das im Förderbescheid formulierte Ziel, "einen nahezu störungsfreien, naturnahen Mittelgebirgsflussabschnitt nutzungsfrei zu sichern und soweit möglich zu verbessern sowie als Referenzstrecke für ökologische Forschungen vorzuhalten," ist selbstverständlich in unserem Sinne.  

Sehr zu unserem Bedauern hatte der LBV nicht die Möglichkeit, als erste dieses einmalige Projekt in der Öffentlichkeit darzustellen, denn noch vor uns meldete sich der über den Ankauf erboste Fischereiverband in diversen Presseorganen und unterstellte "Kuhhandel" und "persönliche Verquickungen". Dieses Vorpreschen ist umso bedauerlicher, da sich im nachhinein herausstellte, dass das Projekt vor Ort nicht nur negativ gesehen wird. Viel Zeit und Geduld war notwendig, um die Wogen wieder zu glätten. Nach Gesprächen mit der Gemeinde und den örtlichen Fischereivereinen stellte sich heraus, dass durchaus auch Verständnis für unser Anliegen vorhanden ist. 

Soviel zur Vorgeschichte. 

Bildung einer Projektgruppe

Bereits Anfang 2000 hat sich eine Arbeitsgruppe zum Projekt "Fischereirecht Schwarzer Regen" gegründet. Mit viel Know-How unterstützten uns Dr. Harald Kleisinger vom Landesamt für Umweltschutz und Dr. Franz Leibl von der Regierung von Niederbayern. "Uns", das sind Landesvorstandsmitglied Dr. Thomas Keller, Max Jakobus von der Bezirksgeschäftsstelle Schwaben und Ulrike Strohmeier von der Bezirksgeschäftsstelle Niederbayern. Bereits nach zwei Treffen konnte ein Konzeptentwurf zur Diskussion gestellt werden, der inzwischen vom Bayerischen Naturschutzfonds gebilligt wurde.

Ergebnis der ersten Elektrobefischung

Noch im Jahr 2000 sollten erste Untersuchungsergebnisse präsentiert werden. Am vordringlichsten erschien es den Mitgliedern der Arbeitsgruppe, mit Hilfe einer ersten Elektrobefischung die Fischfauna zu untersuchen. Am 8. und 9. August 2000 wurden mit einem 1,5kW-Gerät in neun Abschnitten Elektrobefischungen durchgeführt. Aufgrund der Abflusssituation mit hohen Wasserständen und starken Strömungsverhältnissen konnte nur in ausgewählten Teilabschnitten befischt werden. Dazu wurden zwischen 150 und 200m lange Gewässerabschnitte begangen. Die gefangenen Fische wurden nach dem Bestimmen der Art vermessen und anschließend in den gleichen Gewässerbereich zurückgesetzt.  

 Mit den Daten der ersten Elektro-Befischung können wir zufrieden sein. Hinsichtlich der Artzusammensetzung der Fischfauna haben wir ein optimales Ergebnis erhalten. Folgende Arten wurden festgestellt: 

Bachforelle, Huchen, Äsche, Bachsaibling, Hasel, Döbel, Elritze, Gründling, Barbe, Schneider, Schmerle, Mühlkoppe und der Querder eines Neunauges. Die jeweiligen Häufigkeiten der Arten können dem nachstehenden Diagramm entnommen werden. Am häufigsten wurde die Bachforelle, gefolgt von Äsche und Mühlkoppe gefangen. Erfreulicherweise bestätigte sich der Verdacht nicht, dass mit Fremdfischen, wie Regenbogenforelle besetzt wurde. Es wurde lediglich ein Exemplar eines Bachsaiblings gefangen. Auch die von ortskundigen Fischern geäusserte Befürchtung eines Huchen-Überbesatzes konnte nicht bestätigt werden.  

Aufgrund der Größenverteilung von Bachforelle und Äsche kann geschlossen werden, dass zwischen einjährigen und vierjährigen alle zu erwartenden Altersstufen vorhanden sind. Ältere Tiere wurden nicht gefangen. Die Befischung im kommenden Jahr wird zeigen, ob die älteren Tiere aufgrund eines bisherigen Angeldruckes gefehlt haben.  

Elektrobefischung 2001

2001 wurde erneut eine Elektrobefischung durchgeführt. Insgesamt wurden 572 Individuen (12 Arten) gefangen. Mit 139 am häufigsten die Bachforelle, gefolgt von Schneider mit 118, Mühlkoppe mit 99, Elritze mit 81 und Äsche mit 72 Individuen. Es wurden 2 Arten festgestellt, die 2000 nicht gefangen wurden (Karpfen und Regenbogenforelle). Drei der im Vorjahr gefangenen Arten konnten 2001 nicht bestätigt werden (Hasel, Bachsaibling, Neunaugen-Larve).

Entwicklung 2011

Der kommerzielle Bootsverkehr nimmt seit Jahren deutlich zu, und es ist zu befürchten, dass die naturschutzlichen Schutzziele deshalb nicht eingehalten werden können.

Es gilt also, einen Weg zu finden, diesen weitgehend unberührten und artenreichen Flussabschnitt für die menschliche Nutzung zu erhalten und zugleich den Erfordernissen des Artenschutzes Rechnung zu tragen.

Nach zähem Ringen mit allen betroffenen Interessengruppen konnte am 12.5.2011 die "Verordnung über die Regelung des Gemeingebrauchs (Befahren und Betreten) am Schwarzen Regen" in Kraft treten.

Hintergrund für diese Verordnung ist, den im Förderbescheid des Bayerischen Naturschutzfonds genannten Schutzzielen eine rechtliche Handhabe zur Seite zu stellen.

"Der Ankauf dient insbesondere den Zielen, einen nahezu störungsfreien, naturnahen Mittelgebirgsflussabschnitt nutzungsfrei zu sichern und soweit möglich zu verbessern sowie als Referenzstrecke für ökologische Forschungen vorzuhalten."

Der Schutz des Flussuferläufers sowie der kieslaichenden Fischarten erfordern ein ganzjähriges Betretungsverbot der Kiesinseln. 

Um den Wildtieren eine Ruhe- und Fresspause zu gönnen, wurde die Befahrbarkeit zeitlich eingeschränkt, und ist nur noch von 10-18 Uhr gestattet.

Eine Pegelregelung schränkt den Bootsverkehr bei Niedrigwasser ein, damit Fischlaich, Jungfische und Wasserpflanzen durch Bodenkontakt durch Boote und Paddel möglichst wenig geschädigt werden.

Neben dieser Verordnung wird in diesem Jahr eine Erfassung des Bootsverkehrs durchgeführt, und der Bestand an Flussuferläufern kartiert.

Gewässerstrukturkartierung

2001 wurde vom LBV eine Gewässerstrukturkartierung durchgeführt, bei der unter anderem der Bestand der submersen Pflanzen erfasst wurde.

 

 

 

 

Der flutende Hahnenfuß ist die häufigste sumberse Pflanze im Schwarzen Regen.